Ortsteil Settrup

Luftaufnahme Brennerei Tebbenhoff 1955

Geschichte Settrups nach 1542 

von Karl-Heinz Dirkmann
Die Geschichte Settrups ist bestimmt von der Zugehörigkeit zum Fürstbistum Osnabrück. Settrup wurde Grenzort. Die Gemeindegrenze zwischen dem Ort und Schale wurde zunächst Landesgrenze des Fürstbistums, dann des Königreichs Hannover, heute des Landes Niedersachsens. Aus dieser Grenzlage ergab sich für manchen ein reges Schmuggelgeschäft. Vom Hannoverschen wurde ins preußische Schale vor allem Salz und Branntwein geschmuggelt. Hauptstation waren dafür die Höfe Emskamp und Lisst.

Kirchlich war Settrup bis auf eine Familie protestantisch. Über diese Besonderheit wird in der Chronik der katholischen Kirche Fürstenau folgende Geschichte erzählt: Als in Fürstenau der erste Sonntagsgottesdienst nach der neuen Lehre abgehalten werden sollte und der Colon Schweer kurz vor der Stadt davon erfuhr, machte er sich schnurstracks auf den Weg nach Schwagstorf, wo die katholische Messe gefeiert wurde.

Im 17. und 18. Jahrhundert bestimmten Ackerbau und Viehzucht das Leben in Settrup. Dabei entwickelte sich – wie überall – das Heuerlingswesen. Bevölkerungswachstum und verbesserte Ausnutzung des Landes trafen zusammen, so daß die Althöfe mehr Arbeitskräfte beschäftigen konnten. Zuvor waren schon durch nichterbberechtigte Bauernsöhne Köttereien im Gebiet der Mark entstanden. Zu den sechs Ursprungshöfen kennen wir aus dieser Zeit die Halberben und Markkötter Tebbenhoff, Schweer, Emskamp, Kottmann, Schoe (Köbbemann), Schoppe, Soet, Pöppe, Esch, Heidberg, Pahls-Tebbenhoff, Bojemann, Bredeweg und Schulte. Mit dem ausgehenden 18. Jahrhundert beginnt am Poggenort ein Wirtschaftszweig zu wachsen, der bis in unsere Zeit das Leben in Settrup mitgeprägt hat.

Zunächst hatten die Bauern Timmer, Kottmann und Tebbenhoff nebenbei Korn für den Hausgebrauch gebrannt und die dabei gewonnene Schlempe als wertvolles Viehfutter genutzt. 1786 heiratete der Tebbenhoff-Sohn Herman Ebert Friedrich die Erbin der Kötterei Pahls und baute dort eine Brennerei auf. Diese wuchs in den folgenden Generationen beständig weiter. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Brennerei und Hefefabrik erweitert um eine Molkerei und das Gut Bredenschlag. Alt- und Neubürger fanden hier Arbeit. Die Firma baute für sie Häuser und Gemeinschaftseinrichtungen. Auch die Einrichtung der Bahnstation Settrup geht auf sie zurück. Die Aufgabe der Firma in den 80er Jahren unseres Jahrhunderts ist auch für den Ort ein Verlust.

Das 20. Jahrhundert brachte den Abschluß des 1542 zwangsweise verordneten Anschlusses des Ortes an Fürstenau. Blieb Settrup all die Jahrhunderte selbstständig, so mußte es diese im Zuge der Gebietsreform 1972 aufgeben, nachdem bereits 1944 ein erster Versuch gemacht worden war, als Settrup, Schwagstorf und Hollenstede zum Verwaltungsbezirk Fürstenau-Land zusammengelegt wurden. Erster Bürgermeister der Samtgemeinde Fürstenau wurde der Settruper Bürgermeister Heinrich Kottmann. Da gleichzeitig auch die Ortschule auslief, fehlte ein Raum für das dörfliche Gemeinschaftsleben. Dies wurde von einigen als Mißstand begriffen und in einer großen Gemeinschaftsaktion schuf man das Settruper Heimathaus, das schon nach kurzer Zeit ein Begriff im Raum Fürstenau geworden ist.

Politisch brachte das Ende des Kaiserreiches unter den neuen Parteien während der Weimarer Republik der SPD eine klare Mehrheit in Settrup. Bei der Reichstagswahl 1930 kündigten sich aber schon veränderte Stimmverhältnisse an. Zum Umbruch kam es dann 1932, als Hitler bei der Reichstagspräsidentenwahl 62,1% der Stimmen in Settrup erhielt, der Wahlsieger Hindenburg hingegen nur 36,8%. Viele Hoffnungen müssen in Settrup mit dem Namen Hitler verknüpft worden sein, wenn bei der Reichstagswahl 1932 diese Stimmergebnisse für ihn bestätigt wurden und er 1933 gar 71,1% der Stimmen erhielt. Die schrecklichen Endergebnisse sind bekannt. Von den Settrupern fielen 34 Männer im 2. Weltkrieg. In der Besatzungszeit kam weiteres Leid hinzu. Diebstähle waren alltäglich oder vielmehr allnächtlich zu vermerken. Der Bauer Wilhelm Köbbemann in Settrup wurde 1945 nachts überfallen, aus dem Bett geholt und durch mehrere Schüsse tödlich verletzt. Einige Monate vorher waren sein Wohnhaus, Stallungen und Scheune niedergebrannt worden. Man schrieb beide Taten den bei ihm früher beschäftigten Zivilpolen zu. Das Gehöft wurde so schnell wie möglich mit großer nachbarschaftlicher Hilfe wieder aufgebaut.

Aus der ersten Landtagswahl nach dem Krieg, an der sich nur 50% der Wahlberechtigten beteiligten, ging die SPD mit 60% der Stimmen wie vor 1932 als stärkste Partei hervor.

Die Bevölkerungsstruktur hatte sich stark geändert. Settrup hatte 1950 211 Heimatvertriebene aufgenommen sowie 28 Evakuierte. Die Bevölkerung war dadurch auf 639 Personen gewachsen. Auch diese Folge der Nazi-Herrschaft mußte verkraftet werden. Heute hat Settrup etwa 500 Einwohner und damit etwa wieder die Größe wie viele Jahrhunderte zuvor.